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Oinochoe, Weinkanne, erotisches Motiv, Antikensammlung Berlin, handbemalt, 15,6 cm Höhe, 11 cm Breite, 500 g Gewicht
Oinochoe, Weinkanne, erotisches Motiv, Antikensammlung Berlin, handbemalt, 15,6 cm Höhe, 11 cm Breite, 500 g Gewicht
Folgende Darstellung und Textauszug wurde der Internetseite der Universität Gießen entnommen, einem Fachbeitrag Frauenemanzipation im Athen der Hochklassik, der dazugehörige Link ist darunter zu finden (bitte auf Seite 96 scrollen).
Eine völlig andere Atmosphäre herrscht in der prinzipiell gleichartigen Szene auf einer um 430 v. Chr. geschaffenen Kanne des Schuwalow-Malers in Berlin (Abb. 5). Ein Jüngling mit gelocktem Haar, nackt bis auf den zu den Knien hinabgestreiften Mantel, ruht mit lang ausgestreckten Beinen auf einem Klismos mit elegant ausschwingenden Beinen und Rückenlehne; scheinbar entspannt, doch der leicht angehobene linke Fuß, das erigierte Glied, die in der leichten Beugung des Oberkörpers angespannte Brustmuskulatur und der feste Griff zum Querholm des Klismos verraten innere und äußere Anspannung, die kompositionell von dem unbekleideten Mädchen aufgenommen wird. Den rechten Fuß auf den Klismos gesetzt, die Arme auf die Schultern des Jünglings gelegt, neigt sich das Mädchen ihm soweit zu, bis die Köpfe einander leicht berühren. Die beiden entblößten Körper schließen sich in ihrer spannungsvollen formalen Antithese zwanglos zu einer kompositionellen Einheit zusammen, deren ausgewogene Harmonie sich auch im Verhältnis des Bildes zur Gefäßform wiederfindet. Die Harmonie der Komposition gipfelt in dem Einanderzuneigen der Köpfe und den ineinander versenkten Blicken, durch die Arme klar von dem Körperlichen der beiden Leiber abgegrenzt. Nicht die körperliche Vereinigung ist konkret und übertragen das Thema, sondern die seelische Vereinigung, die ihr hier vorausgeht. Darüber hinaus unterscheidet sich die Darstellung wesentlich von den üblichen Symposienszenen dadurch, daß die Handelnde das Mädchen ist, dessen Zuneigung durch den Jüngling verhalten - jedoch nicht nur - durch die Kopfneigung erwidert wird. Mangels erzählender Attribute bleibt das Ambiente wie so oft bewußt(?) vage, doch schließen die Jugendlichkeit und das Fehlen von Kränzen oder Binden einen symposialen Kontext aus und unterstützen dadurch die Atmosphäre der Verinnerlichung.
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Gast,
01.07.2021
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Peter Seitz,
04.12.2018
Diesen Artikel haben wir am Freitag, 19. Oktober 2018 in den Shop aufgenommen.
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